Leder-Spezial Teil 2: Lederherstellung & -verarbeitung
Weiter geht's mit unserem Leder-Spezial. Nachdem wir Euch im Leder-Spezial Teil 1 einige Lederarten vorgestellt haben, möchten wir Euch heute die Lederherstellung und -verarbeitung etwas näher bringen. Viele von Euch denken jetzt sicher: "Ne, das muss jetzt nicht sein." Wir finden es aber wichtig, uns und eben auch Euch mit der Lederherstellung zu konfrontieren. Schließlich wollen wir in aller Regel hochwertiges Material, das lange hält und gut aussieht und das ist eben häufig Leder. Und daher sollte man sich zumindest einmal und wenigstens grob mit der Lederproduktion auseinandersetzen. Sicher ist jedem klar, dass die Lederherstellung auch etwas unschönere Arbeitsschritte beinhaltet. Doch mit geschlossenen Augen durch die Welt zu laufen, ist nicht unbedingt der bessere Weg, wenn auch der bequemere. Natürlich werden wir Euch nicht mit erschreckenden Bildern und den detailliertesten Erläuterungen quälen, aber trotzdem wollen wir Euch nichts verschweigen. Denn, wie schon angedeutet, die meisten wollen Leder, sei es an ihren Möbeln, Accessoires und in ihren Autos. Leder ist einfach unvergleichlich und keine synthetische Nachahmung kommt an das Original heran. Nun genug gepredigt, kommen wir zum Eigentlichen. :)
Leder entsteht durch einen sehr aufwendigen Herstellungsprozess, der auch heute noch mehrere Wochen, bei speziellen Lederarten sogar mehrere Monate, in Anspruch nimmt. Die Rohhaut, also die Haut eines Tieres, durchläuft bis zu 40 Verarbeitungsstufen, bis sie als fertiges Stück Leder für die weitere Verarbeitung bereit ist.
Die Vorbereitung: Unschön, aber wichtig
Die Lederproduktion beginnt mit der Vorbereitung der Häute auf die spätere Gerbung und genau das ist auch der unschönste Teil. Die Haut muss von allen Verschmutzungen und Rückständen befreit werden, bevor sie an die Weiterverarbeitung übergeben wird. Die Rohware durchläuft zu aller erst den Weichungsprozess. Beim Weichen wird die Rohhaut vom groben Schmutz befreit und erhält ihren normalen Wassergehalt zurück. Im nächsten Schritt folgt das Äschern. Hier werden zum Beispiel die Haare von der Haut entfernt und die Hautfasern werden auf die Gerbung vorbereitet. Im Anschluss wird die Haut entfleischt und gespalten. Durch die Spaltung wird das Rohmaterial aufgeteilt. Die Oberschicht kann zu Glattledern und die Unterschicht zu Rauledern weiterverarbeitet werden.
Wohlgemerkt, die vorbereitenden Schritte sind für die Empfindsamen unter uns, all diejenigen, die Ihr Meeresfilet nicht mit Kopf auf dem Teller ertragen, ein eher grausiges Thema. Das fertige Leder ist natürlich schön anzusehen, doch diese Schönheit kommt eben nicht von ungefähr. Der Weg zum hübschen Leder ist eben etwas unangenehm für zarte Gemüter. Wir verzichten also darauf, Euch die Vorbereitung in Bildern darzustellen. Es genügt vollkommen, diese für die Entstehung von Leder wichtigen Schritte kurz zu erwähnen. Und die weiteren Schritte sind, wie Ihr gleich merken werdet, auch gar nicht mehr schlimm.
Die Gerbung: Von der Rohhaut zum Leder
Das Rohmaterial ist nun fertig vorbereitet. Die "nackte" Lederhaut, die nun bereit für die Gerbung ist, wird auch als "Blöße" bezeichnet. Um die Rohhaut endgültig für die Gerbung empfänglich zu machen, wird sie nochmals in mehreren Arbeitsschritten, dem Entkälken, Beizen und Pickeln, durch biochemische Prozesse bearbeitet. Die Haut kann nun gegerbt werden. Bei der Ledergerbung wird die rohe Haut zum haltbaren Lederprodukt. Es gibt verschiedene Verfahren, um Leder zu gerben. Je nachdem ob eine pflanzliche, synthetische oder mineralische Gerbung vollzogen wird, wird das Material mit unterschiedlichen Gerbmitteln versetzt. Bei der pflanzlichen Gerbung, auch vegetabile Gerbung genannt, kommen vor allem Gerbstoffe aus Eichen- und Fichtenrinde zum Einsatz. Die Mineralgerbung wird mit Aluminium- und Chromsalzen durchgeführt. Welche Gerbmethode genutzt wird, hängt von der späteren Verwendung des Leders ab. Pflanzlich gegerbtes Leder wird aufgrund seiner Robustheit zum Beispiel gern für Schuhsohlen verwendet, chromgegerbtes Leder hingegen für Möbel oder Autopolster.
Das Aufbereiten: Färben, Trocknen & Versiegeln
Nach der Gerbung folgen weitere Arbeitsschritte, die dem Leder die Weichheit und übliche Struktur verleihen. So wird das Leder ausgepresst, also entwässert, je nach Notwendigkeit noch einmal gespalten und neutralisiert, um die Gerbstoffe vom Leder zu lösen. Je nach Ledertyp folgt das Färben und Füllen des Leders mit Anilinfarbstoffen. Auch für die Färbung gibt es verschiedene Verfahren, beispielsweise die Bürstenfärbung, Tauchfärbung oder ein spezielles Sprühverfahren.
Als Nächstes wird das Leder noch gefettet, damit es schön weich und geschmeidig wird. Zum Durchtrocknen kommt das Leder ins Vakuum oder in Trockenöfen. Nach der Trocknung ist das Leder jedoch wieder ziemlich steif. Da steifes, hartes Leder nicht zur Weiterverarbeitung genutzt werden kann, wird es kräftig durchgeknetet. Nicht von Hand natürlich, auch wenn dies früher durchaus so war, sondern mithilfe von speziellen Maschinen.
Abschließend wird das Leder final aufbereitet. Dazu gehört unter anderem eine Oberflächengrundierung, erneutes Färben, das Ausbessern unschöner Stellen, Prägen und Bügeln. Zum Schluss wird noch ein Top Coat aufgetragen, der das Leder wasser- und Schmutz abweisend macht. Das Leder wird hier also noch einmal so richtig auf Vordermann gebracht, um es für die weiterverarbeitenden Firmen interessant zu machen. Und dann ist das fertige Produkt, unser allseits beliebtes Leder fertig und wir tragen es in vielen Situationen bei uns oder begegnen ihm auf jeden Fall ständig in unserem Alltag.
Ihr seht, die Lederverarbeitung ist ein aufwendiger Prozess und je natürlicher ein Leder belassen wird, desto mehr Charme hat es doch, finden wir jedenfalls. :) Schließlich ist und bleibt es ein Naturprodukt. Das sollten wir nie vergessen. Und wie Ihr dieses tolle Produkt am besten pflegt, damit es ganz lange so schön bleibt wie am Anfang, erzählen wir Euch im Leder-Spezial Teil 3.
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